Zweigeteiltes Bild: Links sitzt eine junge Frau in Yoga-Positon auf einer weitläufigen Wiese und blickt in die Ferne. Rechts lacht eine junge Frau lebensfroh in einem Regen aus Konfetti.

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Fachbegriffe

agender

Menschen, die sich als agender bezeichnen, ordnen sich keinem Geschlecht zu.

Berufsorientierung von Mädchen*

Mädchen* haben ihre Berufswahl mit gesellschaftlichen Anforderungen an Weiblichkeit in Einklang zu bringen. Der Anspruch der Mädchen* und Frauen* auf Selbstbestimmung, Gleichheit und eigenständige Existenzsicherung verstärkt das Spannungsfeld, in dem sie sich bewegen: Beruf oder Familie, die doppelte Lebensplanung, Karrierefrau versus Rabenmutter, Emanze oder Mannweib.

Binär

Das binäre Geschlechtersystem geht davon aus, dass es nur zwei Geschlechter gibt, nämlich das männliche Geschlecht und das weibliche Geschlecht. Für das binäre Geschlechtersystem gilt dies sowohl für körperliche Geschlechter und Geschlechtsidentitäten als auch für soziale Rollen. Sämtliche anderen Geschlechter werden als Abweichung von der Norm betrachtet und unterdrückt.

Chancengleichheit

Chancengleichheit heißt nicht Gleichbehandlung, sondern bedeutet, Mädchen* und Jungen* spezifische Start- und Rahmenbedingungen zu schaffen, die Chancengleichheit ermöglichen.

Cisgender

(lat. cis-diesseits) bezeichnet Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

Differenzperspektive

Die Differenzperspektive kritisiert, dass in Gleichberechtigungsdiskursen der männliche Lebensentwurf zum Maßstab wird, an dem sich Frauen* orientieren sollen. Nach wie vor werden Arbeits- und Gesellschaftsbereiche sowie Fähigkeiten und Eigenschaften, die traditionell Männern* zugeschrieben werden, gesellschaftlich höher bewertet. Die Leistungen und Kulturbeiträge von Mädchen* und Frauen* bleiben oft unsichtbar oder werden gering geschätzt. Es ist uns wichtig, dass weibliche Kultur in der Gesellschaft sichtbar wird und die gleiche Anerkennung findet wie die männliche Sicht der Welt.

Diversity-Management

ist Teil des Personalwesens von Unternehmen, Organisationen und Institutionen. Diversity Management hebt die individuelle Verschiedenheit der Mitarbeiter*innen positiv hervor und versucht sie für den Unternehmenserfolg nutzbar zu machen.
In der sozialen Arbeit spiegelt Diversity die gesellschaftliche Vielfalt wider und wird als Bereicherung empfunden. Pauschale Abwertungen werden durch eine differenzierte Anerkennung von Vielfalt ersetzt. Diversity sensibilisiert für Diskriminierungen und stellt gesellschaftliche Normen in Frage.

Doppelte Lebensplanung

Mädchen* sind in ihrer Lebensplanung schon sehr früh mit der Entscheidung Familie und/oder Beruf konfrontiert. Wenn sie sich für familienkompatible Berufe – meist in Teilzeit – entscheiden, sind schlechtere Bezahlungen und geringe Aufstiegsmöglichkeiten die Folge. Die Zuständigkeit für die Versorgung der Kinder und das Führen des Haushalts führen zu einer Doppelbelastung. Der doppelte Lebensentwurf fordert eine hohe Integrationsleistung der Frauen*.

FINTA*

FINTA* ist eine Abkürzung, die dazu dienen soll genauer zu definieren, an welche Menschen sich ein Angebot richtet. F steht für Frauen, I steht für Inter*, N steht für Nicht-binär, T steht für Trans*, A steht für Agender. (Genauere Informationen zu den einzelnen Begriffen finden sich unter den jeweiligen Buchstaben.) Das * soll Platz lassen für weitere (nicht cis-männliche) Selbstdefinitionen, so dass sich möglichst viele Menschen in einem Begriff wiederfinden können.

Manchmal wird auch die Abkürzung FLINTA* benutzt. Hier kommt der Buchstabe L hinzu, der für Lesben steht. Lesbisch ist eine sexuelle Identität und unterscheidet sich somit von den anderen Begriffen, die geschlechtliche Identitäten beschreiben. Der Buchstabe L wird trotzdem teilweise aufgenommen, um lesbische Menschen sichtbarer zu machen und sich mit ihnen solidarisch zu zeigen.

Ganzheitlichkeit

wendet sich von problem- und defizitorientierter Sicht auf die Lebensgestaltung von Mädchen* und jungen Frauen* ab. Ganzheitlichkeit erkennt ihre Lebensentwürfe und Lösungsansätze an. Die ganzheitliche Perspektive nimmt die komplexen Lebensumstände und Lebenszusammenhänge der Mädchen* und jungen Frauen* in ihrer Gesamtheit wahr und begreift diese auch als Handelnde.

Gender

kommt aus dem Englischen und bezeichnet – im Gegensatz zum biologischen Geschlecht (sex) – das soziale Geschlecht, das gesellschaftlich, sozial und kulturell hergestellt wird. Gender wird sowohl gesellschaftlich als auch individuell geformt und ist veränderbar. Gender ist ein verhaltensnormierender und handlungsorientierender Faktor in der Gesellschaft.

Gender Gap/Gendergap

wird in Texten mit Hilfe eines Unterstrichs _ visualisiert. Der Gendergap will ein Bewusstsein schaffen für vielfältige soziale Geschlechter und Geschlechtsidentitäten, die zwischen bzw. jenseits von männlich und weiblich liegen. Er unterstützt die Queer-Theorie.

Gendermainstreaming

ist eine Verwaltungsrichtlinie und Strategie zur Gleichstellung von Männern* und Frauen*. Gendermainstreaming wurde 1999 durch die Unterzeichnung des Amsterdamer Vertrags (EU) von der Bundesregierung als Leitprinzip übernommen und muss bei allen gesellschaftlichen Vorhaben berücksichtigt werden. Gendermainstreaming bedeutet, dass jegliche Anliegen, wie Mittelvergabe, Finanzen, Planung oder Strukturveränderungen auf die geschlechtsspezifische Bedeutung für Männer* und Frauen* überprüft werden. Die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen* und Männern* müssen berücksichtigt werden.

Genderstern

Der Genderstern * verdeutlicht, dass es mehr als das weibliche und männliche Geschlecht gibt. Er wird verwendet, um Personen Platz zu schaffen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen (z.B. Interpersonen, Non-binäre Personen). Es soll damit hervorgehoben werden, dass die Kategorien wie Mädchen* und Frauen* nicht natürlich sind, sondern erst durch gesellschaftliche Prozesse entstanden sind.

Geschlechterhierarchie

Unser kulturelles System geht von zwei Geschlechter aus und schreibt verschiedene Eigenschaften, Fähigkeiten und Zuständigkeiten den Geschlechtern zu. Diese Zuschreibungen sind nicht neutral, sondern mit Bewertungen verbunden. Dabei gilt das männlich Zugeschriebene als höherwertig. Trotz Veränderungen in den letzten Jahren bestehen nach wie vor Unterschiede im Leben von Frauen* und Männern*. Chancenungleichheit und fehlende Gleichstellung kennzeichnen auch heute noch die weibliche Lebenssituation.

Geschlechtsspezifische Sozialisation

Die Sozialisationsforschung geht davon aus, dass Geschlechtlichkeit im Sinne von Gender in sozialen Prozessen angeeignet oder erworben wird. Die Zuschreibung bestimmter Eigenschaften als naturgegeben weibliche oder männliche Wesensmerkmale wird in Frage gestellt. Diese Zuschreibungen vermitteln zwar einerseits Sicherheit, engen aber gleichzeitig ein und produzieren Benachteiligungen.

Geschlechtsreflektierte Pädagogik

basiert auf der Annahme, dass Mädchen* und Jungen* verschiedene Lebensrealitäten und Rollenerwartungen erfahren. Dieser unterschiedlichen Lebensrealität wird mit adäquaten Methoden und Zielformulierungen begegnet. Ziel geschlechtsreflektierter Pädagogik ist der Abbau von geschlechtsspezifischen Benachteiligungen und die Schaffung von Freiräumen in der Identitätsentwicklung von Mädchen* und Jungen*. Geschlechtsreflektierte Pädagogik teilt sich in drei Bereiche auf: Mädchen*arbeit, Jungen*arbeit und reflektierte Koedukation in geschlechtsgemischten Settings.

Gleichheits- und Defizitperspektive

Die neue Frauen*bewegung machte die Analyse und die Kritik am herrschenden Patriarchat zum gesellschaftlichen Thema. Sie machte deutlich, wie durch patriarchale Strukturen Mädchen* und Frauen* benachteiligt werden, zeigte strukturelle Gewalt gegen Mädchen* und Frauen* auf und definierte die bislang individualisierten Auswirkungen von Männer*gewalt als gesellschaftliches Problem.
Die Thematisierung von Benachteiligung und Ungleichheit sowie die Herstellung von Gleichheit, Selbstbewusstsein und Solidarität finden sich bei mira sowohl in speziellen Angeboten – z.B. in Workshops zu sexualisierten Übergriffen am Arbeitsplatz – wie auch in strukturellen Überlegungen und in der Mädchen*politik.

Heteronormativität

ist ein gesellschaftliches Konzept, das davon ausgeht, dass Heterosexualität eine gesellschaftliche Norm ist. Dazu gehört eine binäre Geschlechtereinteilung in Mann* und Frau*. Dieses System beziehungsweise diese Betrachtungsweise lässt keinen Raum für die Akzeptanz von Transgender oder Homosexualität.

Inter*

Inter* Menschen kommen mit Geschlechtsmerkmalen auf die Welt, die nicht den gängigen medizinischen und gesellschaftlichen Vorstellungen von männlich oder weiblich entsprechen. Das umfasst die inneren und äußeren Geschlechtsorgane, den Chromosomensatz sowie die Hormonproduktion.

Interkulturelle Öffnung

ist eine Strategie zur Veränderung der Angebots- und Personalstruktur von Organisationen. Alle Mitglieder einer Gesellschaft – unabhängig ihrer Herkunft, ihrer Kultur, ihres Geschlechts – müssen einen gleichberechtigten Zugang zu Angeboten und Organisationen erhalten. Zugangsbarrieren müssen abgebaut und entsprechende Angebote geschaffen beziehungsweise verändert werden. Die interkulturelle Öffnung bezieht sich zum einen auf die Nutzer*innen einer Einrichtung, zum anderen aber auch auf die Mitarbeiter*innen der Organisation.

Intersektionalität

kommt vom englischen intersection, ist ein soziologischer Begriff und bedeutet Schnittmenge beziehungsweise Schnittpunkt. mira interessiert vor allem die Schnittmenge von Lebenswelten und Lebenslagen der Mädchen* und Frauen* verbunden mit der Frage: Wie sehen die Verteilung von Ressourcen und die Teilhabemöglichkeiten von Mädchen* und Frauen* an der Gesellschaft aus.
Es gibt nicht das Mädchen* und die Frau*, sondern weitere lebensweltprägende Einflüsse auf die Stellung von Mädchen* und Frauen* in der Gesellschaft, auf ihre Lebensrealitäten, auf ihre Einschränkungen und ihre Möglichkeiten – z.B. Behinderung, Migrationserfahrung, Alter, Besitzstand, sexuelle Identität.

Inklusion

ist verwirklicht, wenn jeder Mensch in seiner Individualität gesellschaftliche Anerkennung erfährt und in vollem Umfang in das gesellschaftliche Leben einbezogen ist. Normalität ist die Vielfalt und das Vorhandensein von Unterschieden. Es ist die Aufgabe der Gesellschaft, der Politik, der Planung und der Verwaltung, Strukturen zu schaffen, an denen alle Menschen uneingeschränkt teilhaben können.

Jungen*arbeit

Die reflektierte Jungen*arbeit bietet neue und alternative Bedingungen sowie Lernfelder, um ein Gegengewicht zu den traditionellen, stereotypen – meist einengenden – Männlichkeitsmodellen zu schaffen. In gemischtgeschlechtlichen Zusammenhängen kooperiert mira seit Jahren mit erfahrenen Jungen*arbeitern, die eine wertschätzende Haltung zur Mädchen*arbeit, eine mit uns übereinstimmende Einstellung zur geschlechtsreflektierten Arbeit einnehmen sowie methodische Kompetenz besitzen und ressourcenorientiert arbeiten.

Konstruktivismus

Personen und Systeme konstruieren ihre eigene Wirklichkeit. Somit gibt es nicht die Wirklichkeit, sondern eine Vielzahl von Wirklichkeiten.

Konstruktionsperspektive

Die Konstruktionsperspektive betont, dass Geschlecht nicht etwas Naturgegebenes und Unabänderliches ist, sondern dass es ständig in sozialen Interaktionen hergestellt wird und veränderbar ist. Was Frau*-Sein oder Mann*-Sein bedeutet ist damit stets von Lebensumständen, gesellschaftlichen Werten und Normen sowie von ihren Akteurinnen abhängig.
Für die Angebotsplanung von mira bedeutet die Konstruktionsperspektive, dass die Bedürfnisse der Zielgruppe genau analysiert werden und Lösungswege nur mit den Mädchen* gemeinsam – prozess- und kontextabhängig – erarbeitet werden.

Lebenslagen von Mädchen* und jungen Frauen* mit und ohne Behinderung

Die Differenz unter Mädchen* ist größer geworden und das Geschlecht ist nicht mehr der einzige Bestimmungsfaktor für die Lebenslagen von Mädchen*. Mädchen* sind nicht zwangsläufig oder ausschließlich aufgrund ihres Mädchen*seins in der gleichen Lebenslage benachteiligt. Zwischen Mädchen* existieren Benachteiligungs- oder Privilegierungsunterschiede durch die Zugehörigkeit zu einer Mehrheits- oder Minderheitenkultur, durch soziale Zuordnungen wie Ethnie, Schicht, Religion oder Region, durch den Zugang zu Ressourcen wie Bildung, Geld, sozialem Status oder Erwerbsarbeit.

Die Lebenssituation von Mädchen* und jungen Frauen* mit Behinderung ist besonders geprägt von Diskriminierungen und Benachteiligungen. Sie sind doppelt so oft von sexualisierter Gewalt betroffen als Frauen ohne Behinderung.

Risikofaktoren beschreiben, wie es zu diesen Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen kommt. Mädchen* mit Behinderung leben in erhöhter Abhängigkeit, sie erleben häufig schädigende gewaltbelastete Erfahrungen in der Kindheit, erleben biographische Brüche und werden häufig früh in Einrichtungen untergebracht. Hinzu kommt eine unzureichende Förderung des Selbstbewusstseins im Rahmen ihrer Sozialisation. Daraus ergibt sich für uns ein unbedingter Handlungsbedarf, den wir in Seminaren zur Selbstbehauptung zum Thema machen.

Mädchen*

Mädchen* steht für alle Personen, die sich als weiblich identifizieren, als weiblich wahrgenommen und angesprochen werden wollen. Die Kategorien Mädchen* und Frauen* sind nicht natürlich, sondern erst durch gesellschaftliche Prozesse entstanden. Das Sternchen hinter Mädchen* schafft Platz für weitere Identitäten, so dass sich möglichst viele Menschen darin wiederfinden können.

MINTA*

M steht für Mädchen, I steht für Inter*, N steht für Non-binär, T steht für Trans*, A steht für Agender. (Genauere Informationen zu den einzelnen Begriffen finden sich unter den jeweiligen Buchstaben.) Das * soll Platz lassen für weitere (nicht cis-männliche) Selbstdefinitionen, so dass sich möglichst viele Menschen in einem Begriff wiederfinden können.

Mittäter*innen-Perspektive

Der Fokus liegt auf den Strukturen, die männliche Gewalt gegen Mädchen* und Frauen* ermöglichen. Damit verbunden sind alle Faktoren – und somit auch Frauen* und deren Haltungen und Handlungen – die an der Aufrechterhaltung von patriarchalen Mechanismen beteiligt sind. Diese Perspektive hebt den reinen Opferstatus von Frauen* auf. Für mira bedeutet dieser Ansatz, aufmerksam und reflektierend diese Strukturen und Mechanismen und die eigene Beteiligung wahrzunehmen.

nicht-binär

Andere Wörter für non-binär sind non-binary oder enby. Diese Begriffe dienen als Überbegriff für Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen (agender), sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich definieren, sich sowohl männlich als auch weiblich sehen (bigender) oder deren Geschlechtsidentität sich immer wieder verändert (genderfluid). Genauere Beschreibung: siehe Trans*Inter*Beratungsstelle.

Parteiliche Mädchen*arbeit

bedeutet, die Interessen von Mädchen* und jungen Frauen* auf politischer beziehungsweise auf Verwaltungs- und Planungsebene zu vertreten, so zum Beispiel in den Entscheidungsgremien der Kinder- und Jugendhilfe. Sie umfasst alle relevanten sozialen Bereiche und basiert auf fortlaufenden Erkenntnissen aus der feministischen Mädchen*forschung und Mädchen*arbeit.

Die in der Mädchen*politik engagierten Frauen* sind im Rahmen ihrer Arbeit sowie ehrenamtlich in den Städten, aber auch länder- und bundesweit über LAGs, BAG, Facharbeitskreise, Facharbeitsgemeinschaften, Gleichstellungskommissionen, Dacharbeitsgemeinschaften… vernetzt. Sie regen fortlaufend fachpolitische, theoriegestützte und kontroverse Diskurse an, um die feministische Arbeit mit und für Mädchen* und jungen Frauen* weiterzuentwickeln. Unterstützt wird die Mädchen*politik von Politiker*innen auf kommunaler, Bundes- und Länderebene.

Pornofizierung

benennt und skandalisiert die Flut sexistischer Bilder von Mädchen* und Frauen* im Alltag und in den Medien. Die sexuell gefärbten Darstellungen zeigen Frauen* in diskriminierender und herabwürdigender Art. Diese Bilder kreieren starke Geschlechterstereotype und beeinflussen die Werte, die Schönheitsideale sowie die Einstellung zu Sexualität von Mädchen* und Jungen*.

Queer

Die Queer-Theorie hinterfragt kritisch die Konstruktion von Sexualität, Geschlecht und Geschlechterrollen und den daraus resultierenden Lebens- und Ausbeutungsverhältnissen. Dieser Ansatz macht stereotype Vorstellungen von Heteronormativität sichtbar. Sexuelle Identitäten dürfen vielfältig sein und müssen nicht der Norm entsprechen. Jede Person darf sich selbst definieren können und frei von jeglicher Art der Diskriminierung sein.

Ressourcenorientierung

bedeutet, an den Fähigkeiten und Kompetenzen der Mädchen* und jungen Frauen* anzusetzen, diese in ihr Bewusstsein zu rücken und somit das Selbstbewusstsein und die Veränderungspotentiale zu stärken.

Selbstbehauptungstraining

umfasst Selbstbehauptung, eindeutiges Grenzensetzen, Erweiterung von Handlungsspielräumen, Abwehrtechniken und die Reflexion der weiblichen Rolle in der Gesellschaft.

Sexualisierte Gewalt

beginnt bei sexueller Belästigung mit Anstarren und Anfassen und reicht bis zu sexueller Gewalt, bei der die Mädchen* und Frauen* zum Sex gezwungen werden. 100 % der Mädchen* und jungen Frauen*, die wir bisher in unseren Seminaren erreicht haben, kennen sexuelle Belästigung in der U-Bahn, auf Schulhöfen, in Clubs, auf der Straße: Hinterher pfeifen, Anmachen, sexistische Bemerkungen, Anfassen … Jedes vierte Mädchen* wird innerhalb der Familie beziehungsweise des sozialen Nahraums von männlichen Familienangehörigen oder Bekannten sexuell missbraucht. 40 % der Frauen* erfahren in ihrem Leben körperliche oder sexuelle männliche Gewalt. 63 % der behinderten Frauen* erleben männliche sexuelle Gewalt! – Zahlen aus Studien des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend –

Sexualisierung

Sexualität und Geschlecht werden dazu benutzt, Personen zum sexuellen Objekt zu degradieren und über Sexualität Machtansprüche aufzuzeigen. In Werbung, Medien, Mode, Internet… werden wir mit sexualisierten Bildern konfrontiert.

Systemischer Ansatz

Als systemische Therapie wird eine psychotherapeutische Fachrichtung beschrieben, die systemische Zusammenhänge und Beziehungen in einer Gruppe als Grundlage für die Diagnose und Therapie von seelischen Beschwerden und Konflikten betrachtet.
Für die Bildungsarbeit von mira bedeutet der systemische Ansatz, die Beziehungen und Strukturen (Klassengemeinschaft, familiäre und gesellschaftliche Strukturen) innerhalb derer die Mädchen* leben, einzubeziehen, um mit den Mädchen* adäquate Ziele und ökonomische Lösungen zu erarbeiten.

trans*

trans* ist ein Überbegriff für Menschen, die sich mit dem bei der Geburt eingetragenen Geschlecht nur teilweise oder gar nicht identifizieren. Weitere Informationen unter dem Begriffen Transgender und Transidentität sowie unter Trans*Inter*Beratungsstelle.

Transgender

beschreibt Menschen, die sich mit ihrer Geschlechterrolle, die ihnen bei der Geburt aufgrund der äußeren Geschlechtsmerkmale zugewiesen wurde, nur unzureichend oder gar nicht identifizieren oder Menschen, die sich nicht auf eine der naturalisierten Rollen (Mann* oder Frau*) festlegen wollen. Transgender stellt die soziale Rolle des Geschlechts in den Vordergrund. Transgender dient als positive Selbstbeschreibung und Positionierung im gesellschaftlichen heteronormativen Raum.

Transidentität

beschreibt die Abweichung der Geschlechtsidentität vom Geburtsgeschlecht. Transidente wollen als Angehörige des jeweils körperlich anderen Geschlechts anerkannt werden und streben folglich eine Angleichung von Fremdwahrnehmung und Selbstwahrnehmung an, indem sie ihren Körper dem gewünschten Geschlecht anpassen.

TIN*

T steht für Trans*, I steht für Inter*, N steht für Non-binär. Genauere Informationen zu den einzelnen Begriffen finden sich unter den jeweiligen Buchstaben. Das * soll Platz lassen für weitere (nicht cis-männliche) Selbstdefinitionen, so dass sich möglichst viele Menschen in einem Begriff wiederfinden können.

Ungleichheitstabu

In den westlichen Gesellschaften gilt die Gleichberechtigung im Allgemeinen als vollzogen und als Zeichen für Fortschritt. Existierende geschlechtsspezifische Ungleichheiten werden deswegen eher unterschätzt und im Zuge der allgemeinen Gleichheitsrhetorik verdeckt.
In ihrem Selbstverständnis erleben sich die meisten Mädchen* dementsprechend als emanzipiert und gleichgestellt und im Vergleich zu Jungen* als nicht benachteiligt. Erfahrene Ungleichheit wird von ihnen als subjektives Versagen gewertet.

Vernetzung

Ziele der Vernetzung sind:

  • Ermittlung und Veröffentlichung neuer Bedarfslagen in der Mädchen*arbeit,
  • Lobbyarbeit für die Belange der Mädchen* und jungen Frauen*,
  • die Zusammenarbeit im Sinne gemeinsamer Ressourcennutzung und gemeinsamer Projekte sowie
  • die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung fachlicher Standards der Mädchen*arbeit.

Vernetzung in fachpolitischen Gremien der Mädchen*arbeit ist ein Arbeitschwerpunkt von mira.

Vielfalt

Es gibt eine Vielfalt weiblicher Lebenslagen, Lebensentwürfe, subjektiver Bewältigungsstrategien und Selbstbilder. Es gibt nicht die Mädchen* als homogene Gruppe. Die Lebenswelt der Mädchen* wird durch ihre ethnische oder ihre Schichtzugehörigkeit, ihre sexuelle Identität und ihre unterschiedlichen Fähigkeiten geprägt. Für die Bildungsarbeit von mira bedeutet Vielfalt, die Offenheit und Bereitschaft mit den unterschiedlichsten Lebensentwürfen konstruktiv umzugehen.

Weibliche Vorbilder

In Lern- und Entwicklungsprozessen lernen Mädchen* und junge Frauen* an Modellen. Sie orientieren sich an Vorbildern und Identifikationsfiguren. Für die Pädagog*in heißt das, sich ihrer Vorbildfunktion und ihrem Umgang sowohl mit dem eigenen als auch mit den anderen Geschlechtern bewusst zu sein. Die Pädagog*in ermuntert die Mädchen* und jungen Frauen*, sich ihrer Geschlechtsidentität bewusst zu werden, sie zu erweitern und unreflektiert Übernommenes zu hinterfragen.

Wertschätzende Haltung

mira begegnet den Mädchen* mit einer Haltung des Respekts, der Unvoreingenommenheit, mit Interesse und der Wertschätzung bisheriger Lebensstrategien. Respekt vor der Autonomie der Mädchen*, Neutralität und Parteilichkeit, Ressourcenorientierung und Anerkennung der Kompetenzen sind Haltungen, die die Arbeit von mira prägen.